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Gendergerechte Sprache

Sprache ist kulturell geprägt und  legt Zeugnis über die in einer Kultur geltenden Verhältnisse ab. Sie ist ein Spiegel unseres Bewusstseins.

Wie wir leben, arbeiten, regieren und verwalten, was wir wichtig finden und was übersehen werden kann - das alles findet Ausdruck in der Sprache.

Sprache ist wandelbar und anpassungsfähig.

Sprache beeinflusst unser Denken.
Sie kann dazu beitragen, Sachverhalte zu untermauern, zu zementieren, indem sie die vorherrschenden Bilder und Normen bestätigt und unterstützt.
Sprache kann aber auch dazu beitragen, Dinge zu ändern.

Gendergerecht zu sprechen und zu schreiben sorgt dafür, dass Frauen sprachlich und bildlich sichtbar gemacht werden. Frauen und Männer werden gleichermaßen angesprochen. Es wird stereotypen Vorstellungen von Männern und Frauen entgegengewirkt.

Geschlechtergerechte Formulierungen sind nur umständlich, hässlich und schlecht lesbar, wenn man es ungeschickt anstellt. Geschlechtergerechte Formulierungen erfordern Sprachgefühl, Kreativität aber vor allem die Bereitschaft, Formulierungsgewohnheiten zu ändern.

Ein Vater und sein Sohn unternahmen einen gemeinsamen Ausflug mit dem Auto. Sie verunglückten und der Vater starb am Unfallort. Der Junge wurde ins Krankenhaus eingeliefert und musste operiert werden. Ein Arzt eilte in den OP, trat an den Operationstisch heran, auf dem der Junge lag, wurde kreidebleich und sagte: "Ich bin nicht imstande zu operieren. Dies ist mein Sohn."

Hier wurde das generische Maskulinum verwendet. Das heißt, dass die männliche Form verwendet wird, die Frauen aber mitgemeint sind. Im besten Falle sind sie auch mitgemeint, aber werden nicht mitgedacht. In der Geschichte oben ist eigentlich von einer Ärztin die Rede. Wenn man die weibliche Form verwendet, wird Sprache eindeutiger.

In vielen wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass die Verwendung der männlichen Form symbolisch wie faktisch zur Benachteiligung von Frauen führt.

Die Paarform oder die Doppelnennung sollte insbesondere verwendet werden bei der persönlichen Anrede, wie z.B.

  • Leserinnen und Leser
  • Bewerberinnen und Bewerber
  • Bürgerinnen und Bürger

Auch bei Berufsbezeichnungen:

  • Ingenieur, Ingenieurin
  • Busfahrer, Busfahrerin

Oder bei Amts- und Funktionsbezeichnungen:

  • Personalrat, Personalrätin
  • Bürgermeister, Bürgermeisterin

Schrägstrich:

  • nur möglich, wenn sich am Wortstamm nichts ändert: Mitarbeiter/innen
  • nicht möglich bei Kollege - Kollegin, Bauer - Bäuerin
  • Kritik: lässt die weibliche Form als Abweichung von der männlichen Norm erscheinen

Klammern:

  • Kund(inn)en
  • Kritik: lässt die weibliche Form zweitrangig erscheinen

Großes I oder Binnen-I:

  • MitarbeiterInnen

Gender Gap oder Genderstern:

  • Mitarbeiter_innen, Mitarbeiter*innen
  • bezieht auch Personen ein, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen
  • beim Sprechen einen "glottalen Stop" (ganz kurze Sprechpause) verwenden

Wenn die Paarform zu lang oder zu sperrig wird, kann nach geschlechtsneutralen Bezeichnungen gesucht werden:

  • Führungskräfte
  • Mitglied
  • Leute (Computerfachleute statt Computerfachmänner oder Computerexperten)
  • Person
  • Personal, Beschäftigte

Es kann auch Bezug auf die Funktion, das Amt oder eine Gruppenzugehörigkeit genommen werden:

  • Präsidium
  • Team (statt Mannschaft)
  • Elternberatung (statt Mütterberatung)
  • wer
  • alle
  • niemand
  • jemand

Wer Probleme hat, ...
   
statt: Die Kollegin, der Kollege, die oder der Probleme hat, ...

Es ist nicht bekannt, wer das Werk verfasst hat.
   
statt: Der Verfasser des Buches ist unbekannt.

Alle, die an der Konferenz teilnehmen, ...
 
  statt: Die Teilnehmer der Konferenz ...

Alle machen mal Fehler.
 
   statt: Jeder/Jede macht mal Fehler.

bedienungsfreundlich, leicht anzuwenden, praktisch zu bedienen

   statt: benutzerfreundlich, kundenfreundlich

anwendungsbezogen, praxisbezogen

   statt: anwenderbezogen

Bei der Verwendung des Plurals ändern sich auch Artikel, Adjektive und Pronomen.
 

1. Ausgangsform:

Jeder Mitarbeiter, der mit dem Auto kommt, muss für seinen Parkplatz bezahlen.

Herkömmlich gegendert:

Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin, der/die mit seinem/ihrem Auto kommt, muss für seinen/ihren Parkplatz bezahlen.

Plural:

Alle Mitarbeiter*innen, die mit ihrem Auto kommen, müssen für ihren Parkplatz bezahlen.
 

2. Ausgangsform:

Jeder und jede kann die Kantine aufsuchen.

Plural:

Alle können die Kantine aufsuchen.

Maskulinum und Femininum sind gleich

  • die Angestellten
  • die (für: der, die, das)
  • diejenigen (für: derjenige, diejenige, dasjenige)
  • welche (für: welche, welcher, welches)
  • Leitung  (statt Leiter/Leiterin)
  • Lehrkräfte (statt Lehrerin/Lehrer)
  • Redaktion (statt Redakteure/Redakteurinnen)

ärztlicher Rat (statt: Rat einer Ärztin/einer Arztes)

Redepult
    statt Rednerpult

Wahlverzeichnis
    statt Wählerverzeichnis

Teilnahmeliste, Anwesenheitsliste
    statt Teilnehmerliste

Der Antrag ist vollständig auszufüllen.

   statt: Die Antragsteller müssen das Formular vollständig ausfüllen.

Bei der Immatrikulation ist ... vorzulegen.

   statt: Er oder sie hat nachzuweisen, dass ...

  • Teilnehmende
  • Lehrende
  • Gewählte
  • Studierende
  • Dozierende
  • Forschende
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