Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung
Die Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung (FIF) arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Sie berät zu den Fördermöglichkeiten in Horizont Europa – dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation – und unterstützt Förderinteressierte und Antragstellende in allen Phasen der Programmbeteiligung. Die Kontaktstelle FIF ist Teil des offiziellen Beratungssystems der Bundesregierung für Horizont Europa.
Seit rund 30 Jahren trägt der DLR Projektträger als verlässlicher Dienstleister zur Förderung von Forschung, Innovation und Bildung die Verantwortung für die Geschäftsstelle des deutschen NKS-Systems und beheimatet die NKS aller themenübergreifenden Programmbereiche sowie mehrere Fachkontaktstellen.
Ansprechpartnerinnen:
Astrid Schwarzenberger
Tel.: 0228 3821-1659
astrid.schwarzenberger@dlr.de
Christin Raue
Tel.: 0228 3821-1565
christin.raue@dlr.de
Newsletter März 2025
Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März verstärkt die Europäische Kommission ihr Engagement für Gleichstellung mit einer neuen Roadmap für Frauenrechte. Diese langfristige Strategie setzt klare Prioritäten für eine gerechtere Zukunft:
- Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt,
- Höchste Standards für Gesundheit und Wohlbefinden,
- Gleiche Bezahlung und wirtschaftliche Eigenständigkeit,
- Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben,
- Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt,
- Hochwertige und inklusive Bildung,
- Politische Teilhabe und gleichberechtigte Repräsentation,
- Starke institutionelle Mechanismen zur Umsetzung von Frauenrechten.
Die neue Roadmap baut auf den Erfolgen der EU-Gleichstellungsstrategie 2020–2025 auf. In den letzten fünf Jahren wurden wichtige Fortschritte erzielt – darunter neue Regeln für Entgelttransparenz, mehr Geschlechtergerechtigkeit in Unternehmensvorständen und strengere Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen. Der am 7. März veröffentlichte Bericht zur Gleichstellung in der EU 2025 gibt einen detaillierten Überblick über die Fortschritte und zeigt auf, wo noch mehr getan werden muss.
Am 3. März wurden in Brüssel die 2024 ausgelobten "EU Awards for Gender Equality Champions in research and innovation" überreicht. Diese jeweils mit 100.000 Euro dotierten Preise wurden nun bereits zum dritten Mal vergeben; sie erkennen herausragendes Engagement für Gleichstellung in akademischen und forschenden Einrichtungen an. Dafür gibt es drei Kategorien:
- In der Kategorie "Sustainable Gender Equality Champions" hat der Spanische Forschungsrat (Consejo Superior de Investigaciones Científicas, CSIC) den Preis für seine mehr als 12-jährige Erfahrung in der Umsetzung von Gleichstellungsplänen erhalten.
- In der Kategorie "Newcomer Gender Equality Champions" können zwei Einrichtungen prämiert werden; diesmal waren dies INSTRUCT-ERIC, die pan-europäische Forschungsinfrastruktur, sowie die polnische Universität von Gdansk (Danzig), wo ein Gleichstellungsplan eingeführt wurde – damit wurde zum ersten Mal eine Einrichtung aus den sogenannten "Widening Countries" mit dem Preis ausgezeichnet.
- In der Kategorie "Inclusive Gender Equality Champions" schließlich wurde das Royal College of Surgeons in Irland mit dem Preis gewürdigt. Hier wurden auch Elemente wie Geschlechteridentität, sexuelle Orientierung, Ethnizität und Beeinträchtigung berücksichtigt.
Die Gewinner-Einrichtungen wurden durch eine unabhängige Jury bestimmt; vergeben wurden die Preise von Forschungskommissarin Ekaterina Zacharieva und dem Direktor der Europäischen Exekutivagentur REA, Marc Tachelet.
Pünktlich am 11. Februar 2025, dem Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft, hat die Europäische Kommission die "She Figures 2024" veröffentlicht (Volltitel: "She Figures 2024. Gender in Research and Innovation: Statistics and Indicators). Dazu Ekaterina Zaharieva, EU-Kommissarin für Startups, Forschung und Innovation: "Der She-Figures-Bericht ist ein Weckruf: Frauen treiben den Fortschritt in der Bildung voran, stoßen aber immer noch auf zu viele Hindernisse in Forschung, Innovation und Führung. Das müssen wir ändern – nicht nur, weil es fair ist, sondern weil die Zukunft Europas davon abhängt. Ein wirklich wettbewerbsfähiges und innovatives Europa ist ein Europa, in dem jeder Geist, unabhängig vom Geschlecht, die Chance hat, sich zu entfalten."
Der Bericht zeigt: Die Gleichstellung der Geschlechter in Forschung und Innovation in Europa kommt nicht schnell genug voran; Frauen sind bei Karrieren und in Führungspositionen in Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik nach wie vor auffallend unterrepräsentiert.
Die She Figures 2024 mit ihren inzwischen 468 Seiten sind (wie frühere Ausgaben) in 7 Kapitel gegliedert, die der chronologischen Abfolge einer Forschungskarriere entsprechen sollen. Vorangestellt ist eine Executive Summary (ab S. 10); der Bericht wird mit einem Annex abgeschlossen.
- Introduction (einschließlich Informationen zum neuen Index),
- The pool of graduate talent,
- Participation in science and technology occupations,
- Labour market participation of researchers,
- Working conditions of researchers,
- Career advancement and participation in decision-making,
- Research and innovation output.
Neu an der aktuellen Ausgabe ist der She Figures Index (im Bericht ab S. 17). Darin fließen sechs Dimensionen für Ungleichheit ein: "segregation in the talent pipeline, research careers and sectors; career progression, representation in decision-making positions, research participation, and the gender dimension in R&I content (GDRIC)". Mehr zu der Methode steht in einem gesonderten Handbuch. Mittels dieses neuen Index soll es künftig möglich sein, den Fortschritt der Mitgliedstaaten hinsichtlich Geschlechtergleichstellung in Forschung und Innovation zu messen und im Zeitablauf zu verfolgen. Die Indexwerte beziehen sich auf die für die She Figures 2024 verwendeten Daten; der Index wurde auf Basis weiter zurückliegender Daten auch für 2021 berechnet, um bereits den Fortschritt messen zu können.
Die Indexwerte können für jede der Dimensionen theoretisch von 0 bis 100 betragen, wobei 100 bedeuten würde, dass Geschlechtergleichstellung vollkommen erreicht ist. Der She Figures Index 2021 bewegte sich noch zwischen 56 und 88 Punkten; für 2024 hat sich das Spektrum leicht verringert auf 60 bis 88 Punkte. Deutschland teilt sich mit einem Wert von 62,8 den drittletzten Platz zusammen mit Malta, kurz vor Zypern mit 62,7 und Luxemburg mit 60,1 Punkten. Den höchsten Wert erreicht Schweden mit 87,6 Punkten.
Ein wesentlicher Grund für das schlechte Abschneiden Deutschlands in diesem Index ist die sehr niedrige Bewertung der "Gender dimension in research and innovation content" (GDRIC) mit nur 14,2 Punkten (zum Vergleich: an Schweden wird hier die volle Punktzahl von 100 vergeben). Damit wird die besonders hohe Verbesserung in Deutschland in der Dimension "decision-making" um 26 Punkte und die solide Verbesserung in der Dimension "career progression" um 6,5 Punkte faktisch zunichte gemacht.
Wesentliche Ergebnisse des Berichts aus FiF-Sicht:
Frauenanteil an Grade-A-Positionen, d. h. an den höchstdotierten Professuren (in DE sind das W3/C4)
Der Frauenanteil in den höchsten Positionen im Hochschulsystem wird noch genauer betrachtet. EU-weit hat nur ein geringer Aufwuchs stattgefunden, was den Anteil von Frauen in Grade-A-Positionen (also W3/C4) angeht: von 27,3 % im Jahr 2019 auf 29,2 % im Jahr 2022. DE findet sich mit 23,8 % deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 29,2 %. Den höchsten Frauenanteil findet man hier in Rumänien (51,4 %), Türkei (49,4 %) und Russland (47,8 %).
Dabei ist zu bedenken, dass der Anteil von Personen, die eine Grade-A-Position innehaben, am gesamten Hochschulpersonal in DE sehr viel niedriger als im EU-Durchschnitt ausfällt.
Entsprechende Zahlen gibt es auch nach Fächergruppen ausdifferenziert. Der höchste Frauenanteil in Grade-A-Positionen ist in den Sozialwissenschaften festzustellen, aber auch hier ist er geringer als der Männeranteil. Am geringsten fällt der Anteil in den MINT-Fächern aus. Und in DE ist der Frauenanteil in Grade-A-Positionen auch in sämtlichen Fächergruppen geringer als der EU-Durchschnitt.
Auch lässt sich hier eine Unterscheidung nach Altersgruppen vornehmen; Frauen sind demnach in allen Altersgruppen weiterhin unterrepräsentiert in Grade-A-Positionen – außer in der Gruppe der unter 35-Jährigen, wo sie fast die Hälfte ausmachen (48 % im EU-Durchschnitt; in DE allerdings nur 26,3 %).
Glass Ceiling Index
Der Glass Ceiling Index zeigt, wie viel schwieriger es für Frauen als für Männer ist, in die höchsten Positionen im Hochschulsystem aufzurücken. Er ist ein zusammengesetzter Index, der Ausprägungen von Null bis unendlich haben kann; bei 1 gäbe es keinen Unterschied für Männer und Frauen, was ihre Chancen betrifft, die Karriereleiter weiter hochzusteigen.
Bei Werten unter 1 wären Frauen in Grade-A-Positionen überrepräsentiert; bei Werten über 1 sind es die Männer. Je höher also der Wert, desto schwieriger ist es für Frauen, im Hochschulsystem voranzukommen.
Im EU-Durchschnitt ist der Indexwert von 1,42 zuletzt gleich geblieben. Für DE ist der Wert im gleichen Zeitraum etwas besser geworden: Von 1,69 für 2019 hat er sich auf 1,58 für 2022 reduziert. Am besten schneiden hier die Türkei, Bulgarien und Malta mit Werten nahe 1 ab.
Frauenanteil an Hochschulleitungen
Auch der Anteil der Frauen, die Hochschulen leiten, ist geringer als der von Männern. Im EU-Durchschnitt beträgt der Frauenanteil an Hochschulleitungen rund 22 %, DE liegt mit fast 30 % inzwischen darüber. Die höchsten Frauenanteile verzeichnen derzeit die Türkei mit fast 59 % und Island mit genau 50 %.
Die She Figures erscheinen alle drei Jahre, die aktuelle Ausgabe ist bereits die achte. Sie beruhen auf Eurostat-Daten. Alle Zahlen beziehen sich auf weiter zurückliegende Jahre, in der aktuellen Ausgabe i. d. R. auf die Jahre 2021 oder 2022. Auf einer gesonderten Internetseite sind alle Informationen zu den She Figures gesammelt; dort kann man sich u. a. auch Werte für einzelne Länder anzeigen lassen, so auch ein "country fiche" zu Deutschland.
Ergebnisse der Abschlusskonferenz zugänglich:
Am 12. Februar 2025 fand die Abschlusskonferenz von GENDERACTIONplus in Brüssel bzw. online (hybrid) statt. Nach fast drei Jahren Projektlaufzeit endet das Projekt am 31. Mai 2025. Mit der Konferenz wurde auf die geleistete Arbeit im Projekt zurückgeblickt und die Fortschritte bei der Förderung von "Inclusive Gender Equality" in Forschung und Innovation in der EU überprüft. Dabei wurden die Themenfelder "Gender-based violence and the impact on research careers", "The future of research assessment", "The future of inclusive gender equality plans and intersectionality" und "Illiberal governance, anti-gender backlash and academic freedoms" in Panel-Diskussionen beleuchtet. Auf der Veranstaltungs-Website des Projekts soll in Kürze ein Video zur Konferenz eingestellt werden. Es gibt außerdem ein virtuelles "goodie bag" mit allen Hintergrunddokumenten: GENDERACTIONplus-Positionspapiere, Deliverable Reports und entsprechende Dokumente zum Europäischen Forschungsraum.
Online-Kurs zu "Gender dimension in research" weiter verfügbar:
Der im Projekt GENDERACTIONplus entwickelte und auf den Seiten des Horizon Europe NCP Portal verfügbare Online-Kurs zum Themenfeld "Gender dimension in research" kann weiterhin belegt werden – auch über die Dauer des Projekts hinaus. Er richtet sich primär an Mitarbeitende von Nationalen Kontaktstellen, ist aber auch für andere Interessierte geöffnet.
Neue Positionspapiere veröffentlicht:
Im Februar 2025 wurden zwei weitere Positionspapiere des Projekts veröffentlicht:
Neue Webinarreihe zu Antidiskriminierung im dänischen Hochschulsektor:
In Dänemark startet eine neue Webinarreihe zum Thema "Antidiskriminierung in der Hochschulbildung" mit dem Titel "Let's Talk, Let's Act: Addressing Discrimination in Danish Higher Education". Die Webinarreihe wird im Rahmen des EU-Projekts GENDERACTIONplus organisiert.
Die insgesamt fünf thematischen Webinare bringen führende dänische und internationale Antidiskriminierungsforschende zusammen. Sie beleuchten verschiedene Perspektiven auf Diskriminierung im Hochschulsektor und setzen sich mit aktuellen Herausforderungen auseinander. Das erste Webinar fand am 6. März 2025 statt; es folgen weitere am 13., 20. und 27. März sowie am 3. April 2025. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an Universitätsleitungen, politische Entscheidungsträger und -trägerinnen, Forschende, Verwaltungspersonal sowie Studierende im Hochschulbereich. Alle Termine sowie Details zur Anmeldung sind auf der Veranstaltungs-Website zu finden.
Newsletter Juni 2024
Gemäß dem im Mai veröffentlichten englischsprachigen Faktenblatt zu den ersten drei Jahren des aktuellen Rahmenprogramms trägt Horizont Europa zur Geschlechtergerechtigkeit bei. Von allen Forschenden in Horizont-Europa-Projekten machen Frauen 37 % aus. Frauen sind in Begutachtungsgremien mit 43,6 % vertreten und stellen mit 48,7 % fast die Hälfte der Personen in Beratungsgremien.
Am 15. Mai wurden die Preise an die diesjährigen "EU Gender Equality Champions" vergeben. Hiermit werden in drei Kategorien Einrichtungen für ihr herausragendes Engagement für die Gleichberechtigung ausgezeichnet:
- Kategorie 1: Sustainable Gender Equality Award Champions – hier wurden zwei Preise vergeben, nämlich an das französische Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) sowie an die Universitat Rovira i Virgili aus Spanien.
- Kategorie 2: Newcomer Gender Equality Award – diesen Preis gewann die irische Technological University of the Shannon: Midlands Midwest.
- Kategorie 3: Inclusive Gender Equality Champions – in dieser Kategorie wurde in diesem Jahr kein Preis vergeben, da keine der Bewerbungen die Kriterien ausreichend gut erfüllt hatte. Sonst wäre hier diejenige Einrichtung ausgezeichnet worden, die am besten Geschlechtergerechtigkeit mit intersektionalen Aspekten vereint.
Alle prämierten Einrichtungen erhalten 100.000 Euro Preisgeld von der Generaldirektion Forschung und Innovation. Der Preis wurde 2022 eingeführt und wird seitdem jährlich ausgeschrieben.
Anfang Juni wurde der Bericht "Progress toward gender equality in research and innovation" des Verlags Elsevier veröffentlicht. Darin wird auf die Beteiligung an Forschung, Beiträge zur Forschung und Karriereentwicklung weltweit eingegangen. Es werden die Entwicklungen der letzten 20 Jahre beleuchtet. Wesentliche Ergebnisse des Berichts sind:
- Auch wenn es Fortschritte bezüglich des Anteils von Frauen in der Forschung gibt, ist das Bild doch recht komplex. Zwar machten Frauen 2022 41 % aller aktiven Forschenden aus, aber in manchen Feldern (vor allem im MINT-Bereich) sind sie noch weit von der Parität entfernt. Zudem sind Frauen in höheren Positionen noch deutlich in der Minderheit.
- Frauen bekommen mehr Fördermittel, aber die Entwicklung ist langsam. Der Anteil von Frauen, die Drittmittel bekamen, hat sich von durchschnittlich 29 % im Jahr 2009 auf 37 % im Jahr 2022 erhöht.
- Forscherinnen schneiden gut ab, was Aspekte der Forschungskultur betrifft, etwa Multidisziplinarität. Publikationen von Frauen sind eher multidisziplinär aufgestellt als die von Männern.
- Messzahlen für den Forschungs-"Output" weisen Unterschiede auf und zeigen Bedarf für Änderungen. Über alle Forschenden hinweg sind Frauen weniger an Publikationen beteiligt als Männer; diese Lücke hat sich in all den Jahren nicht geschlossen. Publikationen von Männern werden im Durchschnitt häufiger zitiert; Frauen melden erheblich seltener Patente an als Männer.
- Publikationen, an denen Frauen beteiligt sind, schneiden gut ab, was ihre Relevanz für gesellschaftliche Themen betrifft, und werden auch häufiger in politischen Dokumenten zitiert. Frauen stellen die Mehrheit der Forschenden zu einigen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen.
Daraus werden die folgenden Ziele abgeleitet:
- Verstärkung der Maßnahmen für mehr Gleichstellung in der Forschung;
- Priorität dafür, dass Frauen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, in mittleren und fortgeschrittenen Karrierestufen gehalten werden;
- Anreizstrukturen entwickeln, die Frauen dabei helfen, eine gleichberechtigte Rolle in der gesamten Forschungs- und Innovations-Wertschöpfungskette zu spielen;
- Anwendung eines breiten Spektrums von Indikatoren zur Messung der Wirksamkeit der Forschung, einschließlich der Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Politik;
- weiterhin Daten zu Inklusion und Vielfalt sammeln und melden, um Fortschritte zu überwachen, Lücken zu erkennen, Maßnahmen zu bewerten und die Verantwortlichkeit zu fördern.
Immer wieder gibt es Debatten darum, wie man geschlechtergerecht schreiben kann, ohne dass es zu geschraubt wirkt. Im Englischen wird das vielen noch schwerer fallen als auf Deutsch. Das Europäische Gleichstellungsinstitut EIGE hat bereits 2019 einen Leitfaden (toolkit) dazu herausgegeben. Auch wenn wir davon ausgehen, dass alle, die diesen Newsletter beziehen, längst sensibilisiert sind, mag er ja doch an der ein oder anderen Stelle nützlich sein, um etwa auf die im Englischen üblichen Begrifflichkeiten zu achten.
Mitte Juni fand ein Konsortialtreffen des Projekts statt. Dabei wurden die Fortschritte innerhalb des Projekts vorgestellt.
Anfang Mai wurde der "Policy report on inclusive research careers" veröffentlicht. Dieser Bericht befasst sich mit den Strategien und politischen Maßnahmen für integrative Forschungskarrieren in Forschung und Innovation und Hochschulsystemen in nationalen Einrichtungen und Forschungsförderungsorganisationen. Es wurden unterschiedliche politische Ansätze in den verschiedenen Ländern durch das sogenannte "Benchmark Mapping", einer Umfrage unter den am Projekt teilnehmenden Ländern, analysiert. Zusätzliche Informationen, die durch Sekundärforschung gewonnen wurden, wurden hinzugefügt, um die Aussagekraft zu erhöhen. Es wurde auch ein konzeptioneller Rahmen für die Analyse von Forschungskarrieren entwickelt, der sich auf den European Framework for research careers bezieht. Es werden entsprechende Schlussfolgerungen abgeleitet für nationale Einrichtungen, die die Politik mitbestimmen, sowie für Einrichtungen, die Forschungsförderung betreiben.
Ende Mai wurde außerdem ein "Online template for a zero-tolerance policy on gender-based violence and sexual harassment for RFOs" veröffentlicht. Dieses Template für einen Zero-Tolerance-Ansatz bei geschlechtsspezifischer Gewalt in Forschungsförderungsorganisationen, einschließlich sexueller Belästigung, basiert auf den Ergebnissen und Empfehlungen des "Benchmark Mapping" und des im Dezember 2023 veröffentlichten "Baseline document on current and future RFO preventive measures on gender-based violence and sexual harassment". Außerdem sind die Ergebnisse eines Workshops im September 2023 sowie Positionspapiere aus dem EU-Projekt UniSAFE in die Entwicklung des Template eingeflossen. Das Template ist ein Schritt-für-Schritt-Anleitung für Forschungsförderungsorganisationen, um geschlechtsspezifische Gewalt in der Forschung zu beenden. Das Template kombiniert die drei Säulen des Verhaltenskodex – Verpflichtung, Aktion und Verantwortlichkeit – mit einem spezifischen Modell für das interne Veränderungsmanagement in Forschungsförderungsorganisationen.
Newsletter Januar 2024
Europäische Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die mit ihren Gleichstellungsplänen außergewöhnliche Fortschritte erreicht haben, können sich noch bis zum 25. Januar 2024 (17 Uhr) um den EU Award for Gender Equality Champions bewerben.
Wieder gibt es drei Kategorien, in denen man sich bewerben kann:
- Sustainable Gender Equality Champions (2 Preise vorgesehen);
- Newcomer Gender Equality Champions (1 Preis vorgesehen);
- Inclusive Gender Equality Champions (1 Preis vorgesehen).
Jede Einrichtung kann sich nur in einer der genannten Kategorien bewerben und Gewinner-Einrichtungen aus dem Jahr 2022 können sich nicht noch einmal in einer anderen Kategorie bewerben. Der Preis ist mit je 100.000 Euro dotiert.
Im Call "Enhancing the European R&I system (HORIZON-WIDERA-2024-ERA-01)" sind noch bis zum 12. März 2024 (17 Uhr) zwei Topics mit Gender-Bezug geöffnet: Etwa für Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen interessant ist sicherlich das Topic "Support to the implementation of inclusive gender equality plans", durch das die Erstellung inklusiver Gleichstellungspläne unterstützt wird. Hier gilt es, beispielsweise Aspekte der Intersektionalität und Diversität einzubeziehen.
Das andere Topic, "Policy coordination to support all aspects of inclusive Gender Equality Plans and policies in the ERA", soll als Koordinierungs- und Unterstützungsmaßnahme (CSA) etabliert werden. Hier soll ein wirklich großes Projekt entstehen, das nationale Vertreterinnen und Vertreter möglichst aller, mindestens aber 23 Mitgliedstaaten umfasst und auch assoziierte Staaten mit einbezieht.
Ende Oktober 2023 hat das Europäische Gleichstellungsinstitut EIGE seinen inzwischen jährlichen Gleichstellungsindex für die EU-Länder veröffentlicht. Erstmals seit der ersten Erfassung vor zehn Jahren wird ein Durchschnittswert von 70,2 von 100 möglichen Punkten erzielt - ein Wert von 100 würde absolute Gleichheit zwischen den Geschlechtern bedeuten. 2013 lag der Wert noch bei 63,1 Punkten. Allerdings gibt es weiterhin große Unterschiede zwischen den erfassten Mitgliedstaaten: Vorreiter ist Schweden mit 82,2 Punkten; Ungarn erreicht nur 57,3 Punkte. Deutschland schneidet mit 70,8 marginal über dem EU-Durchschnitt ab.
Der Bericht zum Gleichstellungsindex hat diesmal den Themenfokus und Untertitel "Towards a green transition in transport and energy". Er zeigt Verbindungen von Geschlecht und intersektionalen Ungleichheiten mit dem ökologischen Wandel (green transition) auf. Auf der Seite des EIGE können neben den Werten für 2023 unter anderem auch nähere Informationen zu einzelnen Mitgliedstaaten und verschiedenen Aspekten des Komposit-Indikators sowie frühere Werte und Themenschwerpunkte nachgesehen sowie der Bericht heruntergeladen werden.
Im Oktober 2023 hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) in der "27. Fortschreibung des Datenmaterials (2020/2021) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen" die neuesten verfügbaren Daten zu diesem Sektor veröffentlicht.
Demnach sind weitere Anstrengungen erforderlich, um Geschlechterparität zu erreichen und qualifizierte Frauen langfristig in der Wissenschaft zu halten. Zwar sind hier Fortschritte zu verzeichnen, aber sie vollziehen sich nur sehr langsam, vor allem was Spitzenfunktionen des deutschen Wissenschaftssystems betrifft.
Vergleicht man die Daten von 2021 mit den Daten vor zehn Jahren, so hat sich der Anteil von Frauen in den Hochschulen an der Gesamtzahl von 2011 bis 2021 folgendermaßen erhöht:
- Erstimmatrikulationen von 46,6 % auf 52,4 %,
- Studienabschlüsse von 51,0 % auf 53,2 %,
- Promotionen von 44,9 % auf 45,9 % und
- Habilitationen von 25,5 % auf 33,9 %.
Demnach sinkt der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl noch immer mit jeder Qualifikations- und Karrierestufe nach Studienabschluss. Dies nennt man die "Leaky Pipeline"; dadurch geht dem Wissenschafts- und Innovationssystem in Deutschland erhebliches weibliches Potential verloren.
Obwohl der Anteil der Professorinnen an Hochschulen im Zeitraum zwischen 2011 und 2021 kontinuierlich von 19,9 % auf 27,2 % angestiegen ist, ist eine Parität noch in weiter Ferne. Zudem ergibt eine differenziertere Betrachtung nach Besoldungsgruppen nach wie vor das auch aus den "She Figures" bekannte Bild: je höher die Besoldungsgruppe, desto niedriger der Anteil von Frauen. Der Anteil der W1-Professorinnen an den Hochschulen insgesamt liegt inzwischen bei 48,0 % – also nah an der Parität. Hingegen beträgt der Anteil von Frauen an C3/W2-Professuren nurmehr 28,0 % und der Anteil an C4/W3-Professuren sogar nur 23,0 %.
Auch in den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft ist der Frauenanteil an Führungspositionen im Vergleichszeitraum von 2012 bis 2022 insgesamt von 13,1 % auf 23,2 % angestiegen – mit ähnlichen Wachstumsraten wie im Hochschulsektor, allerdings auf niedrigerem Niveau und mit organisationsspezifischen Unterschieden.
Der Bericht "Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen" ist auf der Seite der GWK online abrufbar.
GENDERACTIONplus wird von Horizont Europa finanziert und trägt dazu bei, die Gleichstellung der Geschlechter im Europäischen Forschungsraum voranzubringen. Dies geschieht durch das Benchmarking politischer Maßnahmen, die Identifizierung neuer politischer Lösungen, den Aufbau von Kapazitäten für die Umsetzung politischer Maßnahmen, die Schaffung von Akzeptanz bei den Interessengruppen und die Ergreifung von Maßnahmen zur Förderung der Umsetzung politischer Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene. Die Kontaktstelle FiF ist Projektpartner. Künftig werden wir in diesem Newsletter über die Geschehnisse im Projekt berichten, die wir für die deutsche Wissenschaftsgemeinschaft als interessant einschätzen.
GENDERACTIONplus: öffentlich zugängliche Mid-term Conference zu Gender Equality am 13. Februar 2024 in Brüssel
Am 13. Februar findet eine Konferenz zur Halbzeit des EU-Projekts GENDERACTIONplus in Brüssel im Rahmen der belgischen Ratspräsidentschaft statt. Die Konferenz trägt den Namen "ERA of Inclusive Gender Equality – Keeping the Momentum, Addressing Challenges through Joint Action".
Die Konferenz wird relevante Stakeholder zusammenbringen, um die zukünftigen Prioritäten für eine umfassende Gleichstellung der Geschlechter im Europäischen Forschungsraum zu diskutieren. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Ergebnisse der GENDERACTIONplus-Benchmarking-Studien zur Umsetzung der Gleichstellungspolitik in der europäischen Forschung. Intersektionale und integrative Ansätze in der Gleichstellungspolitik werden diskutiert. Die Ergebnisse der Konferenz werden dazu dienen, einen Beitrag zu den Debatten über die künftige politische Agenda des EFR und letztlich das nächste europäische Rahmenprogramm für Forschung und Innovation zu leisten.
Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie auf der GENDERACTIONplus-Projektwebsite. Die Anmeldung ist bis zum 25. Januar 2024 möglich.
Entwicklung von Richtlinien für die Implementierung von Monitoringsystemen für Gleichstellungspläne
Am 29. November 2023 fand ein Stakeholder Engagement Event statt. Ziel dieser Veranstaltung war es, Rückmeldungen und Anregungen zu dem Entwurf der Richtlinien für die Implementierung von Monitoringsystemen für Gleichstellungspläne (Gender Equality Plans, GEP) auf nationaler Ebene zu sammeln. Vertreter und Vertreterinnen nationaler Behörden aus 14 europäischen Ländern tauschten sich dazu aus. Nach Prüfung und Einbindung des Feedbacks wird die finale Version der Richtlinien bis Ende Januar 2024 bei der Europäischen Kommission eingereicht und auf der GENDERACTIONplus-Website veröffentlicht.
Benchmarking-Analyse zu Maßnahmen zur Integration der Geschlechterdimension
GENDERACTIONplus hat eine Benchmarking-Analyse durchgeführt, in der die bestehenden Strategien und Maßnahmen zur Integration der Genderdimension in Forschung und Innovation und Lehre in 21 Ländern untersucht wurden. Die Analyse basiert auf den Antworten von 20 Forschungsförderungsorganisationen und 15 nationalen Behörden, die für Forschung und Innovation und Hochschulbildung zuständig sind. Aus der Analyse geht hervor, dass nach wie vor Unklarheit über die Definition der Genderdimension im Kontext von Forschung und Innovation besteht und dass dieses Konzept häufig mit der Ausgewogenheit der Geschlechter in Forschungsteams verwechselt wird.
Politischer Rahmen für GEP-Anforderungen in Forschung und Innovation
Eine weitere Benchmarking-Analyse, die von GENDERACTIONplus durchgeführt wurde, stellt die aktuelle Landschaft der Anforderungen an GEPs auf nationaler Ebene dar.
Die Ergebnisse der Umfrage, die bei 15 nationalen Behörden durchgeführt wurde, zeigen, dass in der Mehrheit der untersuchten Länder GEPs verpflichtend sind, vor allem für öffentliche Einrichtungen.
Darüber hinaus hat das Horizont-Europa-Förderkriterium (zum Vorhandensein eines GEPs) nachweislich Auswirkungen auf die nationalen Gleichstellungsaktivitäten im Bereich Forschung und Innovation. Dies wird durch die Zunahme der genehmigten GEPs in Forschungseinrichtungen, die Organisation von Workshops und Schulungen zu GEPs, die Bereitstellung von Ressourcen für die Gleichstellungsarbeit und die Zunahme von Anfragen an die Nationalen Kontaktstellen (z. B. Anfragen in Bezug auf die Ausarbeitung von GEPs und die Anforderungen der Europäischen Kommission) belegt.
Neues GENDERACTIONplus Data Dashboard
Im September 2023 wurde eine neue Version des Data Dashboard veröffentlicht, das wichtige Kennzahlen zu Frauen in der Forschung und im Hochschulwesen aufzeigt. Das Dashboard präsentiert wichtige Kennzahlen zu verschiedenen Aspekten der Vertretung von Frauen in der Forschung und im Hochschulwesen in Europa. Es ermöglicht außerdem die Erstellung und den Download individueller Visualisierungen. Weiterhin sind Berichte über den Anteil von Frauen unter Studierenden, Absolventen, Forschenden und Angestellten in verschiedenen Sektoren verfügbar. In der im September veröffentlichten Version wurden alle Daten auf den neuesten Stand gebracht. Es gibt nun einen neuen Bericht zu Forschenden im Unternehmenssektor. Außerdem wurden zwei neue Berichte erstellt, die einen Vergleich der Daten über die Vertretung von Frauen unter den Forschenden zwischen bestimmten Ländern und Ländergruppen ermöglichen.